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Rassebeschreibung laut Standard

 

Angora (A)

Abteilung VII - Langhaarrassen

Angora und Standard Angorahäsin, schwarz Angorarahäsin, weiß

Zuchtziel

Die Rasse ist mittelgroß, die Körperform hat dem Wirtschaftstyp zu entsprechen, ausgeprägt sind Konstitution und die spezifischen Rassermerkmale. Zu verlangen ist die ständige Erzeugung reichlicher Wolle von hohem Gebrauchswert bei geringstem Arbeitsaufwand, kombiniert mit Futterdankbarkeit, entsprechender Fruchtbarkeit, gutem Aufzuchtvermögen und Mastfähigkeit.

Zu den typischen Rassemerkmalen müssen gehören: Hohe Wollerträge nach Menge und Qualität, reichliche Büschelbildung am Kopf und starker Behang an den Läufen. Das Angorakaninchen ist gleichzeitig eine vorzügliche Wirtschafts- und Ausstellungsrasse in Liebhaberhand.

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Geschichtliches

Über Herkunft und Entstehung der Angora ist leider wenig bekannt. Dennoch durften sie eine der ältesten Kaninchenrassen und aus dem Wildkaninchen hervorgegangen sein.

Die Angora haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Die Angorazucht und -haltung wurden vom Staat mehrmals stark gefördert und rasch wieder vergessen, und so schwankte der Wollpreis schon in den Anfangsjahren ihrer Zucht zwischen 18 und 78 Reichsmark.

Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges erlebte die Angorakaninchenzucht eine Verbreitung ohnegleichen. Die erzeugte Wolle wurde beschlagnahmt und vollständig der Kriegswirtschaft zugeführt. Von einem Rückgang der Zucht nach Kriegsende erholte sich die Rasse relativ schnell.

Dank der Weitsicht von Walter Orth und anderen Leistungszüchtern hat die jährliche Wollleistung eine nie geglaubte Steigerung erfahren:
1945 betrug der durchschnittliche Ertrag je Tier zirka 400 g,
bereits in den 70er Jahren lag sie bei den meisten Tieren über 1000 Gramm.

Neben der Verbesserung der Fütterung hatte sicherlich der züchterische Fortschritt durch Leistungsprüfungen und entsprechende Selektion den größten Anteil an dieser unglaublichen Leistungssteigerung.

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Körperform, Bau, Stellung

Bewertung durch Abtasten

Die Körperform wird bei den Angora durch Abtasten überprüft, weil durch die lange Bewollung Formfehler teilweise nicht auf den ersten Blick sichtbar sind.

Bewertung durch Abtasten
Gewicht:
2,5-3,5 kg, Normalgewicht 3,5 kg und mehr, Höchstgewicht 5,25 kg.
Form, Stellung:
Die Körperform ist bei der Bewertung abzutasten, am besten zu beurteilen ist sie unmittelbar nach der Schur. Der Körper ist leicht gestreckt, breit und geschlossen.
Kopf:
Kurz, Stirn und Schnauze breit, Backenpartie voll entwickelt.
Augen:
Bei albinotischen weißen Tieren farblos, rot durchleuchtend, bei den farbigen Farbenschlagen entspricht die Augenfarbe der Ausgangsrasse.
Ohren:
In ihrer Größe dem Körper entsprechend, fleischig, aufrecht getragen, gut behaart.
Rumpf:
walzenförmig, tief, breit, Hals und Nacken treten nicht in Erscheinung.
Rücken:
breit, Flanken gefüllt, Hinterpartie gut abgerundet, Rückenlinie ebenmäßig.
Läufe:
Mittellang, gerade, kräftig; die Wolle lässt sie kürzer und kräftiger erscheinen als bei den Normalhaarrassen.
Krallen:
Bei weißen Tieren farblos, bei farbigen Tieren wie bei den Ausgangsrassen.
Häsin:
Die Häsin gleicht dem Rammler bis auf die geschlechtsbedingten Merkmale. Bei älteren Häsinnen ist eine kleine, wohlgeformte Wamme zugelassen.

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Wolle

Die Wolldichte ist so groß, dass der Haarboden völlig bedeckt erscheint. Es gilt der Grundsatz: Je größer die Wolldichte, desto wertvoller das Tier.
Die Wolllänge betrage bei Ausstellungstieren, besondere Leistungsklassen ausgenommen, wenigstens 4 cm; sie ist am Tage der Bewertung zirka 6 cm.
Ausgeglichenheit der Wolle ist eine weitere Bedingung; sie ist am gesamten Körper, auch am Bauch, gleichmäßig dicht.

  • Leichte Fehler:
      - Etwas dünne Wolle
      - kleinere Wachstumsstörungen
  • Schwere Fehler:
      - Sehr dünne Wolle
      - Wolllänge unter 4 cm (in der Leistungsklasse unter 3 cm)
      - große Kahlstellen (aus Wollwachstumsstörungen herrührend), die bei natürlicher Stellung des Tieres nicht mehr bedeckt werden.

Die Wollstruktur muss gesund und kräftig sein und darf nicht zum Filzen neigen.

  • Leichte Fehler:
      - Kleine Filzstellen
      - feine, verworrene oder wattige Wolle
  • Schwere Fehler:
      - starke Filzbildung
      - krankhafte, überfeine Wolle (starke Filzer)

Das mischwollige Vlies besteht aus Unterwolle, Grannenflaum und Grannenhaar, die in einem bestimmten Verhältnis zueinander zu stehen haben.

a) Unterwolle:
Sie ist fein gekräuseltes, seidenweiches Wollhaar mit gutem Längenwachstum. Sie wird mittelfein, weich und gleichmäßig gewünscht, ist regelmäßig kurz und seidenartig glänzend. Sie muss (gegenüber der Begrannung) stark vorherrschen, denn sie bestimmt den Wert der Wolle.
  • Leichter Fehler:
      - Schwache Unterwolle
  • Schwere Fehler:
      - zu wenig Unterwolle
      - gänzliches Fehlen der Kräuselung
      - Wolllänge unter 3,5 cm.
b) Grannenflaum:
Er vermittelt zwischen Unterwolle und Grannenhaar und überragt die seidige Unterwolle. Er ist grob gewellt und besitzt eine feine, grannenartige Spitze.
c) Grannenhaar:
Es ist ein etwas stärkeres, gerade durchgehendes, glattes Haar, ist mit einer kräftigen, glasartigen Spitze versehen und ragt über das Wollvlies hinaus. Bei Häsinnen, vor allem älteren, ist die Grannenbildung stärker als bei den Rammlern. Die Menge der Grannen tritt gegenüber der der Unterwolle stark zurück.
  • Leichter Fehler:
      - Reichlicher Grannengehalt
  •   Schwere Fehler:
      - stark überwiegendes Grannenhaar
      - abgeschnittene Grannen

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Rassemerkmale

Die Rassemerkmale werden bestimmt durch die Ohrbüschel, Stirnbüschel, Backenbart sowie durch den gut entwickelten Behang der Vorder- und vor allem der Hinterläufe. Diese Merkmale sind beim Rammler stärker entwickelt als bei der Häsin. Bei der Bewertung sind die geschlechtsbedingten Unterschiede zu berücksichtigen.

  • Leichter Fehler :
      - schwach ausgeprägte Rassemerkmale
  • Schwerer Fehler :
      - völliges Fehlen des Kopf- und Fußbehanges

Die Farbe der Wolle erscheint, im Stapel gesehen, bei guten, sehr dichtwolligen rein weißen Angora leicht gelblich (elfenbeinfarbig), die kürzer behaarten Partien (Kopf, Ohren und Läufe) sind rein weiß. Gelbe Wolle im Geschlechtsbereich darf nicht bestraft werden.

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Farbige Angora

Neben den meistens weißen Angora sind alle einfarbigen Tiere zugelassen. Ihre Farbe ist rein. Sonst gelten die Farbbestimmungen der Ausgangsrassen. Die kürzer behaarten Körperpartien der farbigen Angora (Kopf, Ohren, Läufe) erscheinen intensiver farbig als das Vlies am Rumpf - Folge der reichlichen und stets helleren Unterwolle, die eine Aufhellung der Körperfarbe bewirkt. Bei den farbigen Angora wird die Farbe in der Position 5 bewertet. Dabei gelten sinngemäß die Bestimmungen der entsprechenden Normalhaarfarben.

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Allgemeines

Die Angorazucht wird im Wesentlichen in kleinen und mittleren Zuchten als Hobby betrieben. Entscheidend für den Erfolg ist eine gesicherte Futtergrundlage. Zuchtfreunden, die sich mit dem Gedanken tragen, Angora im Großen zu züchten, kann nur empfohlen werden, klein zu beginnen, Erfahrungen zu sammeln und mit Bedacht zu vergrößern. Sie sollten ihren Beruf beibehalten und auf bezahlte Hilfskräfte verzichten.
Die in den letzten Jahren deutlich gefallenen Preise für Rohangorawolle führen die Idee einer professionellen Angorazucht als Haupterwerb ohnehin ad absurdum.


Quellennachweis:

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Oertel & Spörer, Reutlingen entnommen aus dem "Kaninchen-Kompass" von Hans-Peter Scholz, 3. Auflage, April 2002.
Bitte beachten Sie das Copyright!


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